Punkt 11:00 soll es losgehen. Doch so einfach geht das in Coronazeiten nicht. Ohne Impfnachweis und einem Test vor Ort kein Zutritt. Über 20 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind angetreten, um über 900 Flaschen Sekt zu degorgieren. Schon vor einigen Wochen waren die Flaschen auf den Kopf gestellt worden, damit sich die Hefe im Flaschenhals absetzen konnte. Drei Jahre sind seit der Ernte 2018 vergangen, drei Jahre, in denen die Flaschen immer wieder gedreht wurden. Im kühlen Keller in Waldburg konnte der Sekt so in Ruhe reifen zu einen feinperligen, fruchtigen Produkt mit dezenten Hefenoten. Die gute Nase wird Pfirsich und Aprikose ausmachen.
Ein wunderbares Geschenk zur Weihnachtszeit von den Ravensburger Weinbergen. „Genießen und Gutes tun“ – so steht es auf einem Informationsblatt, das jedem Karton à 6 Flaschen beiliegt und auf dem man die Namen der vielen Ehrenamtlichen sowie die Geschichte des Ravensburger Sekts „extra dry“ nachlesen kann.
Als sich die Ehrenamtlichen an die Arbeit machen, ist noch nicht abzusehen, dass man bis in die Abendstunden hinein würde arbeiten müssen. Nach kleineren Anlaufschwierigkeiten kann es losgehen. Maschinenarbeit und Handarbeit greifen nun ineinander und bald läuft es wie am Schnürchen. Man sieht, wie die Flaschen vorsichtig einzeln weitergereicht werden. Es ploppt und zischt, der Keller bei der Firma vomFASS AG ist erfüllt von einem geschäftigen Treiben, bei dem alles Hand in Hand gehen muss. Doch was passiert eigentlich beim Degorgieren? Einfach erklärt wird dabei die sich im Flaschenhals befindliche Hefe entfernt. Dies geschieht durch das Eintauchen in ein Kältebad. Der so entstandene Eispfropfen mit der Hefe schießt dann mit dem Entfernen des Kronverschlusses heraus. Der dabei entstandene Flüssigkeitsverlust wird nachgefüllt, die Flasche verkorkt, außen trocken gerieben, mit einer Kappe versehen und schließlich etikettiert und verpackt. In der Tat eine Menge Arbeit, die von allen Beteiligten großes Engagement erfordert. Nach etwa der Hälfte der Zeit wird die Gruppe kleiner und es gilt durchzuhalten. Unser Senior steht mit seinen fast 81 Jahren schon lange an der Verkorkungsmaschine. Sein Rücken schmerzt, doch aufgeben will er nicht. „Es ist doch für eine gute Sache“, sagt er leise; aber dann setzt er sich doch für ein paar Minuten hin. Zwischendurch gibt es einen warmen Leberkäse und auch eine kleinen Schluck vom neuen Sekt. „Wirklich schön, der schmeckt mir sehr gut. Wunderbar fruchtig.“ Die Ehrenamtlichen sind sehr zufrieden. Hans Kiderlen nickt: „Ja, da können wir stolz sein, ein gutes Produkt aus Ravensburg.“ Auch die Hospizstiftung Schussental dürfte sich freuen über diese gelungene Aktion, denn der gesamte Erlös kommt ihr zugute.
Auf dem hinteren Flaschenetikett steht: “Selektiv von Hand geerntet.“ Man könnte ergänzen: In ehrenamtlicher Handarbeit degorgiert und verpackt.
Bestellen kann man den Ravensburger Sekt ab sofort nur per Email bei: anja.beicht@buergerstiftung-kreis-rv.de oder roland.heine@t-online.de oder knut.briegel@outlook.com oder j.kiderlen@vomfass.de.
Der Verkauf erfolgt nur in 6er Kartons.
v.l.n.r. Andreas Kiderlen, Ralf Wagner, Dieter Strehle (Foto: J. Stroh)
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